Helmut Lindtpointer (2019), Motorbuch Verlag
Berge, Wind & Wellen
Segelfliegen in den Alpen
Segelfliegen zwischen Bergen zählt zweifelsohne zur Königsdiszplin im Segelflugsport.
Das bodennahe Fliegen am Hang, die oftmals extremen Wetterlagen mit starken Turbulenzen (aber auch kräftigen Aufwinden) sowie die hohe Verkehrsdichte (FLARM-Kollisionswarnung) an den Rennstrecken und in engen Tälern erfordert vom Piloten jederzeit höchste Konzentration.
Das Thema Außenlandung erfordert ebenfalls eine intensive Vorbereitung mit den örtlichen Gegebenheiten. Das Studium veröffentlichter Außenlandekataloge gehört zur Pflicht. Genauso gehört warme Kleidung, besonders für die Füße (Skyboots Überschuhe) zu einem absoluten Muss.
Extreme Windströmungen wie z.B. beim Mistral setzen die Luftmassen in starke Schwingungen, so dass stationäre Wellen entstehen, die oft durch Lenticularis-Wolken gekennzeichnet sind. Am Rotor vorbei kann man so antriebslos in große Höhen bis 6000 Meter steigen. Das Thermometer zeigt, dass die Lufttemperatur bis minus 30 Grad unter Null abkühlt.
Wer sich der erhöhten Risiken bewusst ist, wird mit einem atemberaubenden Ausblick auf unseren Planeten belohnt. Dieses intensive Flugerlebnis macht einem bewusst, dass wir Segelflieger einer privilegierten Minderheit angehören, der sich eine ganz besondere Perspektive auf die Welt bietet.
Sicherheitshinweis:
Da man weiße Segelflugzeuge vor Schneefeldern schlecht erkennt, ist eine orangenfarbene Leuchtfolie obligatorisch. Diese wird temporär an vom Hersteller zugelassenen Stellen zur besseren Sichtbarkeit auf den Lack aufgeklebt.
Einige Piloten des Aero Club Krefeld fahren regelmäßig zum Saisonauftakt im März in die franzözischen Alpen. Vom Flugplatz Serres aus, an dem Rekordflieger Klaus Ohlmann beheimatet ist, starten die Piloten zu ausgedehnten Flügen nach Grenoble, Puimoisson oder bis zum Mont Blanc, dem höchsten Berg Europas.