Erlebnisbericht

Ausflug nach Texel

Mit unserem Motorsegler kann man ohne Probleme auch größere Strecken, etwa nach Süddeutschland oder an die Nordsee zurücklegen. Ein tolles Ausflugsziel, zum Beispiel für einen sonnigen Sonntag im Sommer, sind dabei die west- oder ostfriesischen Inseln.

Vor einiger Zeit kamen Tobias und ich auf die Idee, mit dem Motorsegler einen Ausflug nach Texel zu machen. Da dieser Flug sowohl über eine Landesgrenze, als auch über das offene Meer führt, ist eine besonders gute Vorbereitung notwendig. Um auch in den Niederlanden klassisch navigieren zu können, bestellten wir uns eine ICAO-Karte, da wir uns zu Anfang des Jahres nur mit Kartenmaterial zu Regionen in Deutschland eingedeckt hatten.

Schon bei der ersten, groben Flugplanung mit Kursdreieck und Bleistift fällt uns auf, dass wir einige Besonderheiten auf dieser Strecke beachten müssen. Dies hat zum Großteil etwas mit Flugbeschränkungsgebieten zu tun, die normalerweise nicht ohne Rücksprache durchflogen werden dürfen. Es war uns aber möglich einen Kurs für die Flugstrecke so zu legen, dass immer ausreichend Abstand zu diesem Gebieten liegt und wir kein Risiko eingehen, fälschlicherweise in eines dieser Gebiete einzufliegen. Zur Sicherheit haben wir ja auch noch ein elektronisches Navigationssystem an Bord, um uns bei der Navigation abzusichern. Den letzten Teil der Strecke haben wir so gelegt, dass wir möglichst wenig über dem offenen Meer fliegen und das Festland eigentlich immer erreichbar ist. Nur von Amsterdam mit seinem großen Flughafen Schiphol sollte man einigen Abstand halten. Ebenfalls ist uns durch das Studium der Karte aufgefallen, dass wir in den Niederlanden eine Funkverbindung zum Fluginformationsdienst „Dutch Mil“ aufbauen können, die unseren Flugweg dann mithilfe von Radartechnik verfolgen und uns mittels Funk ggf. Hinweise geben können. Dabei kann es sich zum Beispiel auch um Verkehrsinformation handeln, also eine Info für uns, dass sich in unserer Nähe ein anderer Flieger befindet – diesem wollen wir natürlich nicht zu nahe kommen. Die Flugplanung enthält verständlicher Weise auch einen Abschnitt zur Berechnung der benötigten Treibstoffmenge für den Flug, sowie auch für die Beladung und den Schwerpunkt des Flugzeuges. Durch diese Berechnungen zeigte sich schnell, dass wir zwar eine Strecke von Krefeld nach Texel mit einer Tankfüllung problemlos bewältigen können, dann aber idealerweise für den Rückflug wieder volltanken sollten. Auf der Internetseite der niederländischen Luftfahrtbehörde findet man alle Informationen zu den Flugplätzen online – sehr praktisch. Dort ist auch einzusehen, dass man direkt auf dem Flugplatz Texel die Möglichkeit hat sein Flugzeug zu betanken. Die Berechnungen zum Thema Beladung zeigten uns wiederum, dass wir etwas zu trinken und ein paar Handtücher für den Strand einpacken können, der Flieger dann aber mit vollem Tank sein maximales Abfluggewicht recht schnell erreicht.

Am Vorabend des Flugtages  holten wir uns dann bereits einige Infos vom Deutschen Wetterdienst zum morgigen Tag. Die wichtigsten Elemente für uns sind dabei die Sichtweite, Wolkenhöhe und Bewölkungsgrad, ggf. Niederschlag und der Wind je nach Höhe. Die Prognose versprach einen sonnigen, sehr schönen Flugtag. Lediglich zwei Punkte wollten wir für den nächsten Morgen noch besonders im Auge behalten: Zum einen soll der Tag mit leichtem Dunst und lokal aufgelockerter Bewölkung starten, die sich dann rasch auflöst. Sollte es früh morgens noch zu diesig sein oder die Wolken zu tief stehen, müssen wir den Abflug zeitlich evtl. nach hinten verschieben. Zum anderen soll das Wettergeschehen am Nachmittag lokal begrenzt eine Gewitterneigung entwickeln. Dies sollten wir natürlich beobachten, um rechtzeitig wieder den Rückflug anzutreten, ohne Probleme mit entstehenden Gewitterzellen zu bekommen.

Da wir bei dem Flug ja im Ausland landen wollen, bereiteten wir auch einen Flugplan vor, der online an die Flugsicherung übermittelt werden kann. Dieser enthält alle wesentlichen Infos über das Flugzeug und unsere Flugstrecke. Es kann sogar vorkommen, dass sich die Flugsicherung nach Abschicken des Flugplans einmal telefonisch meldet, falls es noch Fragen gibt oder etwas unklar ist. Es wird den Piloten hier ein sehr guter Service geboten.

Am nächsten Morgen waren wir also bereits sehr früh am Flugplatz und bereiteten den Flieger vor. Wie man es bereits ein wenig erahnen konnte, war die Sicht, sowie Höhe und Beschaffenheit der Wolkendecke zu dieser frühen Stunde noch nicht ganz optimal. Wir entschieden uns mit dem Abflug noch mindestens eine halbe Stunde zu warten. Da der übermittelte Flugplan auch eine Abflugzeit enthält, ruft man in diesem Fall am besten einmal bei der Flugsicherung an und gibt über die Verzögerung Bescheid.

Eine gute halbe Stunde später waren wir aber in der Luft. Über Funk meldeten wir uns beim Fluginformationsdienst, durch den unser Flugplan dann offiziell geöffnet wird. Wir nahmen Kurs nach Nordwesten und wurden bereits nach kurzer Zeit im Funk an die niederländischen Kollegen übergeben, da von Krefeld aus die Grenze schnell erreicht ist. Wir entschieden uns über die lockere Bewölkung zu steigen, da dort die Luft normalerweise ruhiger ist und das den Flug noch etwas entspannter macht. Außerdem hat man ein tolles Panorama, wenn man über den Wolken unterwegs ist. Um etwa bessere Fotos zu machen, ist auch das Öffnen der kleinen seitlichen Fenster in der Haube während des Fluges kein Problem. Und so fliegen wir nun dahin, immer weiter in Richtung Nordseeküste, einmal quer über Holland. Eine ständige Überwachung der Flug- und Motorinstrumente, sowie die Kontrolle der aktuellen Position und des Flugweges mit Karte und GPS, gehört genauso zur Routine während des Reisefluges, wie die Überwachung des Luftraumes um den Flieger herum. Wir fliegen nach Sicht, was auch bedeutet, dass wir andere Flugzeuge um uns herum in erster Linie durch die eigene visuelle Wahrnehmung erkennen müssen. Dazu wird fortwährend der Luftraum gescannt, wir halten also permanent nach anderen Fliegern Ausschau.

Nach weniger als anderthalb Stunden erreichen wir schließlich das Ijsselmeer und beginnen danach langsam mit dem Sinkflug. Wir melden uns im Funk ab bei „Dutch Mil“ und an beim Flugplatz Texel. Dieser teilt uns die aktive Landerichtung mit und gibt auch die Info, dass wir auf Fallschirmspringer achten sollen, welche neben dem Flugplatz abgesetzt werden. Wir starten den Anflug mithilfe einer zusätzlich ausgedruckten Anflugkarte des Platzes. Dort sind neben Länge und Ausrichtung der Piste auch Hinweise für die Anflugroute, z.B. zur Vermeidung von Lärm aufgeführt. Beim Anflug haben wir eine andere Maschine und auch die Springer im Blick und sind kurz darauf auch schon problemlos auf der Piste in Texel aufgesetzt. Unser Flugplan wird damit vom Tower wieder geschlossen.

Nach der Landung und dem Abstellen der Maschine geht es einmal in den Tower zum Flugleiter. Hier zahlt man in der Regel einige Euro Landegebühr und wir erhalten auch noch einige wertvolle Tipps für unseren Aufenthalt auf der Insel. Praktischerweise kann man am Flugplatz auf Texel auch direkt Fahrräder für den Tag ausleihen. Dieses Angebot haben wir sehr gerne genutzt und waren kurz darauf auf dem Weg zum Strand. Einige tolle Stunden verbrachten wir an diesem Tag auf der Insel, erkundeten mit dem Rad Deiche und Dörfer, lagen im Sand in der Sonne, sprangen einmal kurz ins Meer und probierten auch leckere holländische Snacks zur Stärkung.

Der zwischenzeitliche Blick aufs Wetter stimmte uns optimistisch für den Rückflug. Es war keine großräumige Entwicklung zu Gewittern hin zu erkennen, sodass wir auch den Nachmittag noch entspannt auf Texel verbrachten. Schließlich radelten wir zurück zum Platz, bedankten uns für die Gastfreundschaft und tankten unseren Motorsegler wieder voll. Kurz darauf waren wir in der Luft. Über Seen und Felder, vorbei an einzelnen hochreichenden Cumulus-Wolken fliegen wir wieder der Heimat entgegen. Insgesamt ist es aber nur recht wenig bewölkt, sodass es einfach ist um die Wolken herum zu navigieren. Mit etwas Rückenwind erreichen wir Krefeld einige Minuten früher als berechnet und landen gegen 20 Uhr. Mit etwas Sonnenbrand und einem Lächeln steigen wir aus dem Flieger aus und sind uns beide einig: Das war ein toller, gelungener Tag.

von Kevin Nowara & Tobias Uhlrich