Erlebnisbericht – Ausflug auf die Hochseeinsel

Trip nach Helgoland

Freitag, 25. September 2020. Das letzte Wochenende im September. Seit knapp 10 Jahren hat sich dieser Termin in den Kalendern einiger Mitglieder des Aero Club Krefelds als feste Größe etabliert, um mit einer Motorflugtour den Abschluss der Flugsaison im Sommer zu feiern.

Doch dieses Jahr ist alles etwas komplizierter: Zu dem unbeständiger werdenden Wetter im Herbst spüren natürlich auch wir die Auswirkungen der weltweit auftretenden Pandemie. Immer mehr Länder um uns herum wurden in den Tagen vor dem geplanten Abflug zu Risikogebieten erklärt, weswegen schnell klar wurde, dass wir nicht ins benachbarte Ausland fliegen würden. Was einige von uns aber bereits seit längerer Zeit im Hinterkopf hatten, war ein Flug auf Deutschlands einzige Hochseeinsel: Helgoland. Zum einen ein schönes Ziel (inklusive Übernachtung) und zum anderen auch fliegerisch anspruchsvoller als die meisten Plätze in Deutschland, da der Flugplatz auf der Düne zwar über drei Start- und Landebahnen verfügt, aber keine davon wirklich lang ist. Die Hauptpiste (15-33) ist 480 Meter lang, die nächst kürzere (03-21) 380 Meter. Das ist auch unteranderem der Grund dafür, dass an diesem Flugplatz eine Mindesterfahrung der Piloten vorausgesetzt wird, damit er überhaupt angeflogen werden darf.

In den Tagen vor der geplanten Tour verfestigte sich das Bild, dass das Wetter zwar interessant (starker Wind am Freitag, einsetzender Niederschlag am Samstag) werden würde, die Strecke aber machbar sein müsste. Nach einem ausführlichen Briefing am Freitagmorgen nahmen wir Kurs auf das erste Etappenziel für den Tag: Nordhorn-Lingen. Hier waren für die Besatzung unserer DR300 Schwimmwesten hinterlegt worden. Ein Muss bei unserem beabsichtigten Flug über Wasser. Die Motorseglercrew hatte sich in den Tagen vorher bereits Westen organisiert. Der nächste Zwischenstopp war Leer-Papenburg. Bei 60° Seitenwind von links mit guten 15 Knoten ist die Landerichtung 26 bis zum Aufsetzen äußerst anspruchsvoll. Mit ein paar Tipps vom Türmer war aber auch das gut machbar. Nachdem wir getankt und uns im örtlichen Restaurant gestärkt hatten, ging es auf die letzte Etappe, hinaus auf die hohe See. Von Wangerooge aus konnten wir die roten Felsen von Helgoland bereits sehen. Über einige Containerschiffe, die unter uns auf Reede lagen, überquerten wir in ungefähr 20 Minuten die Nordsee und setzten bei mäßig starkem Südwind zum ersten Mal auf Helgolands Piste 15 auf. Die erste Hälfte der Tour war damit geschafft und das bei schönstem Wetter an der Küste!

Nachdem wir die Flugzeuge für die Nacht festgemacht hatten, setzten wir mit der Dühnenfähre zur Hauptinsel über und bezogen unser Quartier für die Nacht. Mit ungefähr zwei verbleibenden Stunden Sonnenlicht wollten wir auf jeden Fall noch den Spaziergang rund um die Lange Anna absolvieren und wurden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über der Nordsee belohnt! Nach einem exzellenten Abendessen auf dem Unterland zogen wir dann noch aus, um das örtliche Nachtleben zu erkunden. Denn man mag es kaum glauben: Hier leben Menschen!

Der nächste Tag begann mit bedecktem Himmel und einer Winddrehung von fast 180°. Hatten wir am Tag zuvor noch Wind aus Süd bis Südwest, wehte er nun aus Nord. Was für unseren Rückflug also wieder Rückenwind bedeutete. Wenn es läuft, dann läuft’s..

Für den Motorsegler wurde nach dem Frühstück noch ein Flugplan bei der DFS aufgegeben (noch so eine Besonderheit von Helgoland) und nach dem Übersetzen auf die Düne konnten wir auch unsere Flugzeuge wieder für den Rückflug vorbereiten. Wirklich groß Rumtrödeln war heute nicht angesagt, da im Laufe des Tages ein großes Niederschlagsgebiet von Osten kommend unseren Rückweg die Ems hinunter erreichen sollte.

Die erste Etappe führte uns wieder nach Leer, diesmal allerdings mit deutlich entspannteren Windverhältnissen bei der Landung. Wir nutzten den Zwischenstopp nicht nur, um nochmal nachzutanken und den obligatorischen Kaffee zu trinken, sondern auch, um uns unserer Schwimmwesten zu entledigen. Auch wenn die Westen nicht sonderlich voluminös waren, stören sie in den engen Cockpits auf Dauer doch etwas. Nach der Pause ging es weiter nach Nordhorn, um dort die Schwimmwesten zurückzugeben, die wir uns ausleihen durften. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön nach Nordhorn!

Die Wetterverschlechterung setzte erst auf der letzten Etappe von Nordhorn zurück nach Krefeld ein. Ungefähr am Rhein spürten wir die Labilisierung des nahen Tiefdruckgebiets mit einsetzenden Schauern. Hier waren wir aber schon wieder in gut bekanntem Gebiet unterwegs und konnten Krefeld auch ohne größere Probleme gegen 15 Uhr erreichen.

Alles in allem lag ein ereignisreicher Trip hinter uns, da keine der beiden Besatzungen bisher mit dem Flugzeug auf Helgoland war und wir das damit auch von unseren Listen streichen konnten. Und wer weiß, vielleicht fliegen wir kommendes Jahr auch wieder auf eine Insel. Die wird dann aber, wenn alles passt, westlich von Krefeld liegen.

Tobias Uhlrich
Alle Fotos – CC-BY Clemens Vasters