Ausflug nach Frankreich

Mit dem C-Falken nach Alderney

Schon seit geraumer Zeit lagen die Kanalinseln im Fokus einer herbstlichen 3tagesTour. Mit der Hoffnung auf ein Hochdruckgebiet vom Niederrhein bis zur Bretagne buchten wir einige Wochen im Voraus, für die 2. Oktoberwoche,  den C-Falken. Die Wahl welche der 3 anfliegbaren Inseln wir letztendlich ansteuern wollten fiel auf Alderney da dort alles fußläufig erreichbar und die beiden Hauptinseln Guernsey/Jersey Mitte der 90er Jahre schon ihren Weg ins Flugbuch gefunden hatten.

Mit dem Heranrücken des geplanten Zeitfensters stellten sich dann auch glücklicherweise die erhofften Wetterbedingungen ein.

Ein stabiles Hoch zum Anfang des Wochenendes welches, laut Vorhersage, weit in unser geplantes Zeitfenster hineinreichen sollte. Los ging es letztendlich an einem Dienstag um 0900 Uhr lokal nachdem uns der Bodennebel am Egelsberg noch für 60 min ausgebremst hatte.

Da die ca. 700km bis zu unserem Zielort mit einer Tankfüllung nicht darstellbar waren und wir darüber hinaus für die Kanalinseln  Zoll & Ausreise tätigen durften, bot sich LFAT Le Touquet Paris Plage auf halbem Weg als Zwischenstopp an. Der Flugplan wurde tags zuvor bei der DFS in Langen aufgegeben, so daß wir, erst einmal in 1500ft bleibend, die Niederlande und Belgien querten um unter den TMAs von Eindhoven und Brüssel durch zu tauchen. Um aber letztendlich von unnötigen Extrameilen beim Umfliegen von CTRs verschont zu bleiben, wählten wir eine Reise mit offenem Visier d.h. mit Transponder und ständigem Kontakt zu den jeweiligen FIS Stellen (was sich auch als vorteilhaft herausstellen sollte, da wir so mit Freigabe von Lille Approach nach Passieren der belgisch/französischen Grenze, den direkten Weg zur Destination wählen konnten).

Nach der Landung in Le Touquet, ein Flughafen der in etwa mit MG vergleichbar ist, wurde Zoll & Ausreise durch 2 Beamte erledigt die nicht unfreundlich und mit überschaubarem Enthusiasmus ihrer zugewiesenen Tätigkeit nachgingen. Nachdem wir den Falken mit 30 Litern Avgas befüllt hatten ging es entlang der Küste Richtung Normandie und zu unserer Freude stellte sich auch der angekündigte Rückenwind ein welcher uns auf unserem 2. Teilstück bis zum Ziel begleiten sollte.

Am angenehmsten profitiert man von den Bedingungen wenn man sich ein paar Meilen offshore in einer laminaren Luftströmung aufhält.

Durch diese „Taktik“ sparten wir noch die ein oder andere Trackmile und so blieben wir bis ca 20km westlich Omaha Beach gute 5 Meilen nördlich der Küste immer in vermeintlicher Gleitdistanz zum Festland und traumhaftem Blich auf die Steilküste der Normandie incl. der dort angesiedelten Druckwasserreaktoren von Penly & Paluel (LF-P-32/33) auf deren Nichtannäherung uns Paris Info auf dem Hin und Rückflug noch einmal freundlich aber bestimmt hinwies.

Der immer noch konstant wehende Ostwind schob uns dann in den letzten 30 Minuten an La Hague vorbei direkt in den rechten Gegenanflug der RWY08 auf Alderney. ATC war gewohnt britisch freundlich und so stellten wir die D-KBUS nach insgesamt 258 min Gesamtflugzeit ins Gras des Flugplatzes EGJA. Nachdem der Falke mit Haubenbezug und Erdanker versehen war hieß es im Terminal alle Formalitäten zu erledigen.

Ein Mitarbeiter am Fuße des Towers kümmerte sich in Personalunion um Landing Fee, Parking Fee, Immigration & Customs. Den Visavermerk durften wir uns eigenhändig in den Paß stempeln und danach waren wir frei mit dem maximalen Reisegepäck einer SF25 (2 Sportrucksäcke) die, mit knapp 8 km² gerade mal doppelt so große Insel wie Helgoland, zu erkunden wobei die Richtung Westen gewonnenen 8 Längengrade uns gute 40 Minuten mehr Tageslicht schenkten.

Alderney mit seiner kleinen Hauptstadt St.Anne ist eine entschleunigte, gemütliche Insel die man zu Fuß gut erkunden kann. Saisonbedingt begegnet man wenig Touristen und alle Einheimischen waren hilfsbereit und mit britischer Freundlichkeit gesegnet.

Da uns auf halber Strecke 2 von 4 Smartphones, welche wir zur navigatorischen Unterstützung benutzten, durch internen Spannungsmangel verließen, hofften wir im Hotel selbige für den Rückflug am Folgetag wieder aufladen zu können. Ernüchterung gab es dann beim Anblick der 3-poligen Commonwealthstecker die über Nacht den Einsatz der Powerbank notwendig machten welche eigentlich nur für den Notfall gedacht war.

Für den Rückflug am Folgetag hatten wir ursprünglich noch einen Nachtstopp in Le Touquet geplant da wir unter normalen Windbedingungen für die Rückreise nach Krefeld knapp 5h kalkuliert hatten und die Westküste der Hautes de France noch mitnehmen wollten. Wie es in der VFR-Fliegerei aber oft so ist überlebt kein Plan die erste Feindberührung. Unser Hoch verabschiedete sich Richtung Südwest und machte langsam Platz für ein Regengebiet welches sich am darauffolgenden Tag von Calais über Belgien bis NRW erstrecken sollte. Der Wind drehte folgerichtig auf West und so fiel es uns nicht schwer die Übernachtung in Nordfrankreich zu kippen und durchzufliegen.

Mit den angekündigten 15kts Rückenwind entlang der gesamten Strecke hätte uns der Falke auch nie so günstig nach Hause gebracht. So half uns die DFS telefonisch einen Flugplan von EGJA zurück nach LFAT aufzugeben, so daß wir nach Betankung von 22 Litern steuerfreiem Avgas kurz vor Mittag wieder in der Luft waren und den Rotax Richtung Osten drehen ließen.

Nachdem wir die Jersey CTR in 2000 Fuß verlassen hatten und über die noch vorhandene Inversion steigen durften stellte sich auch der angekündigte Westwind ein welcher uns bis zum Egelsberg treu bleiben sollte. Nach dem Tankstopp mit Zoll & Einreise in Le Touquet ging es um Punkt 1500 Uhr, nach Beendigung der dortigen Mittagspause, auf die letzte Etappe zurück nach Traar.

Erneut konnten wir mit Lille Approach ein direktes Routing auf den Korridor zw. Antwerpen und Brüssel koordinieren, tauchten erneut unter der TMA von Eindhoven hindurch zurück an den Niederrhein. Im Gegenanflug auf die RWY 24 zeigte unser Logger noch einen Schnitt von 175 km/h was für einen SF25 ganz gefällig ist.

Fazit

Mit den Wetterbedingungen hatten wir natürlich das Glück des Wartenden. Eine mehrtägige Tagestour im Oktober hat aber auch den Vorteil, daß die Unterkünfte vor Ort leerer und etwas günstiger sind. Eine gute Planung im Vorfeld macht so eine Reise aber für jeden möglich der etwas Zeit mitbringt und sich nicht scheut englischen Flugfunk mit flämisch/französischem Akzent meistern zu können.

GS