„Ausziehen – Laufen – Los“
Schulgleiter fliegen auf der Wasserkuppe – Mit dem Gummiseil für 28 Sekunden den Hang hinab
Zum Saisonende ging es für die Segelflieger vom Aero Club Krefeld zurück zum Ursprung des Segelflugs auf der Wasserkuppe. Insgesamt 18 Piloten des Aero Club Krefeld absolvierten 54 Gummiseilstart mit dem Schulgleiter SG-38 auf der Wasserkuppe.
Mit 950 Metern ist die Wasserkuppe (Rhön) der höchst gelegene Flugplatz Deutschlands und gilt als Geburtsstätte des Segelflugs. Bereits seit 1923 existiert dort die erste Segelflugschule weltweit. Zu Besuch beim Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe waren insgesamt 18 Krefelder Piloten vom Flugschüler bis zum erfahrenen Fluglehrer, um dort ihre ersten Gummiseilstarts zu absolvieren.
Samstagsfrüh stand zuerst die Dokumentenkontrolle an. Jeder Flugschüler muss ein Flugtauglichkeitszeugnis (das sogenanntes „Medical“) vorlegen, sein persönliches Flugbuch sowie bei Scheininhabern die Pilotenlizenz. Danach wurde gemeinsam der Schulgleiter D-7052 vom Typ SG-38 (Baujahr 1952) aus der Halle geräumt.
Der Schulgleiter SG38 ist eines der bekanntesten Oldtimer-Segelflugzeuge und wurde ab 1938 in der Anfängerausbildung eingesetzt. Das einsitzige Segelflugzeug besteht komplett aus Holz, die Tragflächen sind mit Stoff bespannt. Je nach Pilotengewicht werden Bleigewichte vor den Steuerpedalen bzw. am hinteren Spannturm angebracht. Die gefederte Kufe ist aus Eschenholz gefertigt. Der Sitz ist im Freien und das Fluggefühl einmalig.
Nach einer theoretischen Einweisung in die Besonderheiten von Flugzeug und Gummiseilstart wurde das Oldtimer-Segelflugzeug auf einem Anhänger zur Startstelle gebracht. Die Großwetterlage mit Ostwind bestimmte dabei die Startrichtung am Südhang direkt unterhalb des Radoms.
Die Startmannschaft (auch „Gummihunde“ genannt) besteht aus zwei Gruppen mit jeweils 6-7 Personen, die jeweils ein Ende des Y-förmigen Gummiseils greifen. Das Flugzeug selbst wird durch ein am Heck befestigtes Seil festgehalten. Da der Schulgleiter nur einen Sitz hat, bleibt der Fluglehrer am Boden und gibt die Kommandos „Ausziehen – Laufen – Los“.
Sobald der Pilot startbereit ist geht es los: Kevin Nowara (28 Jahre, aus Neukirchen-Vluyn) wirft einen Blick auf den Windsack. Der Fluglehrer ruft „Ausziehen“ und das Seil wird allmählich gestrafft. Sobald die Seilspannung stärker wird, folgt das Kommando „Laufen“ und die Startmannschaft rennt so schnell es geht den Hang hinab. Das Gummiseil spannt sich immer weiter. Kurz bevor die Startmannschaft zum Stillstand kommt, hört man den lauten Ruf „Los“. Dann plötzlich löst sich das Halteseil.
Kevin hält das Höhenruder leicht gedrückt. Mit Flatternder Hose hebt Kevin auf dem Schulgleiter ab und gleitet in ca. 10 Meter Höhe den Hang hinab. Der Wind pfeift in den Spanndrähten der Tragfläche. Der Pilot sitzt im Freien. Es gibt keine Instrumente wie Fahrt oder Höhenmesser, sondern nur einen Anschnallgurt. Man spürt durch den Fahrtwind, ob man zu schnell oder zu langsam ist. Das Erlebnis: Fliegen pur.
Etwas Seitenruder und gleichzeitig Querruder links. Die Höhe ist ausreichend für eine leichte Kurve. Für eine sanfte Landung muss Kevin den Schulgleiter entsprechend abfangen. Schon rutscht die Kufe durchs Gras und das Segelflugzeug kommt zum Stehen. Allmählich senkt sich eine Tragfläche zu Boden. Nach knapp 28 Sekunden ist dieser Flug vorbei. Erst wenn der Flügel abgelegt ist, gilt der Flug als beendet.
„Die starke Beschleunigung beim Start hat mich wirklich überrascht.“, erzählt Kevin mit breitem Lächeln im Gesicht.
Je nach Pilotengewicht und Windgeschwindigkeit dauern die Flüge zwischen 15 und 32 Sekunden. „Das haben alle Piloten wirklich gut gemeistert“, lobt der Fluglehrer Alexander Allen die Krefelder Segelflieger. Bei 54 Starts kamen insgesamt 20 Minuten Flugzeit zusammen.
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Daniel Schmid.
D-7052
SG-38
Seit 2005 fliegt im OSC Wasserkuppe der Schulgleiter mit dem Kennzeichen D-7052. Gebaut wurde der SG38 im Jahre 1953.
- Leergewicht
- Zuladung
- Spannweite
- Länge
- Höchstgeschwindigkeit
- Gleitzahl
- 120 kg
- 90 kg
- 10,4 m
- 6,3 m
- 60 km/h
- 10